Der Minister redet frei – zu frei?

Das Bundeswehr-Portal hat die Rede des Ministers vor Soldaten in Masar-e-Sharif am 12. November als Video bzw. als Redeprotokoll online gestellt. In der Ansprache dankte zu Guttenberg den Soldaten für ihre Arbeit und versicherte ihnen, er sei stolz auf die Arbeit der Bundeswehr, machte aber auch klar, dass „Afghanistan […] uns noch mit Sicherheit eine Weile fordern [wird].“ Die Soldaten sollten Emotionen zulassen, Gefühle, die der Dienst mit sich brächte (darauf hatte bereits das Weblog Sicherheitspolitik hingewiesen).

Auch in diesem Zusammenhang sprach er wieder von den „Benchmarks“, den konkreten Zielen, die erreicht werden müssten. Dabei fiel mir folgender Satz auf:

Wir werden mit jedem arbeiten müssen, dass wir eine afghanische Regierung auch daraufhin weisen, dass uns nicht allein Lippenbekenntnisse genügen, sondern dass diese „Benchmarks“ auch erfüllt werden müssen.

Also die klare Zielsetzung steht außer Frage, von Benchmarks spricht zu Guttenberg schon seit seinen ersten öffentlichen Auftritten als Bundesminister der Verteidigung. Ich hoffe, sie werden auch nochmal klar benannt, einfach Sicherheit herstellen und Korruption eindämmen, scheint mir zu schwammig (oder ist das an mir vorbeigegangen?). Aber was meint er, wenn er sagt „mit jedem arbeiten“? Nimmt er Bezug zu den Milizen, die auch im Norden Afghanistans gegen Taliban-Kräfte vorgehen? Oder denkt er an die von der US-Regierung geprüfte Zusammenarbeit mit gemäßigten Taliban? Vielleicht will er jedoch nur den Soldaten in Mazar-e-Sharif eine mögliche Verstimmung über die bei ihnen stationierte US-Spezialeinheit 373 vertreiben. Dass die Bundeswehr über deren Anwesenheit nicht erfreut wäre, davon habe ich bisher allerdings noch nichts gehört oder gelesen. Aber vielleicht war so etwas in den Gesprächen zuvor zu hören gewesen.

Das „Kommunikationstalent“ hat diese Formulierung in einem Satz untergebracht, der auf zwei äußerst wichtige Punkte anspielt: Der Kampf der afghanischen Regierung gegen Korruption und eben jene Zielsetzung, von der oben die Rede war. Damit geht der Anfang etwas unter. Mag sein, dass ich da zuviel rauslese, aber der Abschnitt passt nicht ganz in den Satz, oder? Jedenfalls redet zu Guttenberg – soweit ich das erkennen kann – frei und eröffnet damit ein besseren Einblick in seine persönlichen politischen Ansichten, besser als bei wohlgefeilten juristischen Formulierungen.

 

 

 

 

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One Comment - “Der Minister redet frei – zu frei?”

  1. Christobal Says:

    Mir gefällt übrigens die Anrede am besten. Es sei erwähnt, dass der Minister die protokollarische Rangfolge außer Acht lässt und als erstes die Soldaten (folgend einen General und dann den GI) und dann erst den Botschafter usw. begrüßt. Eine schöne Geste.


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